Expat Insider 2017: Der amerikanische Traum ist angeschlagen

Den amerikanischen Traum zu leben – das hat heute seinen Preis: Neben einer wechselhaften Politik, einer teuren Krankenversicherung und wenig persönlicher Sicherheit empfinden viele Expats den von harter Arbeit geprägten Lebensstil zunehmend als schwierig. Was das Leben in den Vereinigten Staaten erträglicher macht, sind die freundlichen Mitmenschen am eigenen Wohnort. Die US-Amerikaner selbst wünschen dem schnellen Tempo der USA zu entkommen und in andere Länder wie beispielsweise Mexiko überzusiedeln, wie die Studie Expat Insider 2017 zeigt. Mit fast 13.000 im Ausland lebenden und arbeitenden Befragten ist die jährlich von InterNations durchgeführte Untersuchung eine der umfangreichsten überhaupt und liefert wertvolle Erkenntnisse zu möglichen Zielen bei einem geplanten Auslandsumzug. Neben einer eingehenden Analyse des Lebens im Ausland werden 65 Länder nach verschiedenen Faktoren wie Lebensqualität, Arbeiten und Eingewöhnung im Ausland platziert. Während die USA 17 Ränge auf einen unterdurchschnittlichen 43. Platz absteigen, lauten die diesjährigen Top-10-Destinationen für Expats Bahrain, Costa Rica, Mexiko, Taiwan, Portugal, Neuseeland, Malta, Kolumbien, Singapur und Spanien.

Talfahrt bei politischer Stabilität und persönlicher Sicherheit 

Zwar scheint die Jobzufriedenheit in den USA arbeitender Expats weiterhin hoch – das Land zählt zur Top 10 für Karrierechancen. Ihre Wahrnehmung der Vereinigten Staaten insgesamt hat sich in den letzten Jahren aber drastisch verschlechtert. Politische Fragen sowie Sicherheitsdefizite machen Expats in den USA offenkundig besonders zu schaffen, jetzt, wo die politische Stabilität nach den kontroversen Präsidentschaftswahlen stark angeschlagen ist. Nur 36 Prozent halten die Vereinigten Staaten für politisch stabil; das sind 32 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Auch in Sicherheitsfragen belegen die USA nur Rang 51 unter den insgesamt 65 Ländern und liegen damit sogar hinter Destinationen wie Kuwait und Russland (Rang 38 bzw. 39). Ein ähnliches Bild der Verunsicherung ergibt sich im Hinblick auf die in diesem Jahr heftig umstrittene Gesundheitspolitik: Fast zwei Drittel der Befragten (72 %) halten die Leistungen für unbezahlbar und knapp drei von zehn (29 %) geben an, die Standards des Gesundheitswesens vor ihrem Umzug als potentiellen Nachteil bewertet zu haben. Ein in den USA lebender britischer Expat beschrieb die Kosten für die Gesundheitsversorgung als „erdrückend“, und beklagte sie als „teuersten Aspekt unserer Lebenshaltungskosten“. Zudem fühlen sich Expats in den USA wenig sicher. Nur ein Drittel von ihnen hält die Vereinigten Staaten für einen sehr sicheren Ort zum Leben, eine Auffassung, die ein weit höherer Prozentsatz von 43 % aller Expats weltweit im Hinblick auf ihr jeweiliges Aufenthaltsland teilt. All dies trägt zur niedrigen Platzierung der USA bei, die in Bezug auf die Lebensqualität gerade einmal Rang 47 belegen.

Leben vor Ort: Expats finden in den USA schnell Freunde

Während die politische Lage Expats verunsichert, sind sie beeindruckt von der herzlichen Aufnahme durch die Amerikaner: Zwei Drittel aller Befragten mit Wohnsitz in den USA bezeichneten ihre Gastgebernation als freundlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den USA lebende Expats Freunde haben, die nicht selbst Expats sind, ist um fast zehn Prozent höher als unter den Befragten weltweit (76 % vs. 67 %). Ein Expat aus Deutschland lobte, die US-Amerikaner seien „in der Regel freundlich und bereit, anderen bei Schwierigkeiten zu helfen“. Auch wer mit Familie zuzieht, hat keine Probleme: Mehr als neun von zehn Expat-Eltern (91 %) geben an, dass Menschen mit Kindern in den USA gut aufgenommen würden. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, die Kinder zu beschäftigen, bestätigen 87 Prozent mit den Freizeitmöglichkeiten für Kinder zufriedene Eltern – 47 Prozent von ihnen bezeichnen diese sogar als sehr gut. Insgesamt rangieren die USA mit ihrem Freizeitangebot unter den ersten 20 Rängen, sodass sich Expats in der arbeitsfreien Zeit selten langweilen werden.

US-Amerikaner suchen Ruhe in den Nachbarländern 

Gutes Wetter und eine relativ kurze Rückreise in die Staaten machen Länder wie Mexiko und Costa Rica zu attraktiven Destinationen für US-amerikanische Expats – und viele von ihnen denken darüber nach, für immer dort zu bleiben. Tatsächlich bezweifeln beinahe vier von zehn (39 %), dass sie jemals wieder in die USA zurückkehren werden. „Das Wetter, schöne Parks und Museen, sehr gutes Essen“, schwärmt ein US-Amerikaner auf die Frage, was das Beste am Leben in Mexiko sei, „und die Leute sind nett, obwohl ich nicht mal Spanisch spreche.“ Dennoch sehen US-amerikanische Befragte auch ein Problem in der Sprache: Mehr als ein Viertel (26 %) betrachtete diese als Nachteil beim Umzug ins Ausland und weniger als die Hälfte (49 %) hat zumindest passable Kenntnisse der Sprache oder den Sprachen des Aufenthaltslandes. Mangelnde Sprachkenntnisse können sich als Barriere bei der Kontaktaufnahme erweisen: Die Wahrscheinlichkeit, dass hauptsächlich mit anderen Expats befreundete US-Amerikaner diese als Grund für ihren Mangel an einheimischen Bekannten angeben, liegt im Vergleich um 10 Prozent höher (46 % vs. 36 %). Aber wenigstens die Sprache der Liebe scheinen sie zu beherrschen: Das Zusammenleben mit dem Partner wurde von 16 Prozent der Befragten als Hauptmotivation für ihren Umzug ins Ausland genannt und ist damit der unter ihnen am häufigsten genannte Grund.

Herzlicher Empfang bringt Bahrain, Costa Rica und Mexiko in Führung

Das erste Mal seit Einführung der Expat-Insider-Studie befand sich keine der führenden drei Destinationen des Vorjahres an der Spitze des Rankings: Überraschungssieger Bahrain klettert sogar 19 Positionen auf Platz 1 und gewinnt die Gesamtwertung. Dank der freundlichen Bewohner des Golfstaates fühlen sich Expats hier schnell heimisch – fast neun von zehn (86 %) bewerten die freundliche Haltung der Bahrainer gegenüber aus dem Ausland Zugezogenen positiv. Zudem sind ca. zwei Drittel (73 %) aller Expats in Bahrain mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden, verglichen mit einem weltweiten Durchschnitt von nur 64 Prozent. Auch das zweitplatzierte Costa Rica und Mexiko auf Platz drei zählen zur Top 20 der Arbeitsdestinationen, werden aber noch mehr wegen ihrer freundlichen Bevölkerung geschätzt. Tatsächlich bewerten fast neun von zehn Expats (87 %) die Freundlichkeit vor Ort gegenüber ansässigen Ausländern in beiden Ländern positiv. Im Vergleich empfinden im weltweiten Durchschnitt nur 67 Prozent aller Expats im Hinblick auf ihren Zielort ebenso.

Griechenland, Kuwait und Nigeria wieder schlechteste Expat-Destinationen

Die drei Länder am unteren Ende des Rankings sind hingegen seit drei Jahren unverändert: Griechenland bildet mittlerweile in der Gesamtwertung sowie in den Bereichen Arbeiten im Ausland, persönliche Finanzen und Familienleben das Schlusslicht. Die Hälfte der Befragten in Griechenland gab an, dass das Haushaltseinkommen nicht ausreiche, um die täglichen Ausgaben zu decken. Das sind doppelt so viele Expats wie im weltweiten Durchschnitt (23 %). Das Hauptproblem in Nigeria und Kuwait auf Platz 63 bzw. 64 von 65 Ländern bleibt das ständige Ringen um mehr Lebensqualität: Mehr als zwei von zehn in Kuwait lebenden Expats (23 %) sind ihrem Leben insgesamt unzufrieden, verglichen mit nur 10 Prozent aller Expats weltweit. In Nigeria kommen mit fast sieben von zehn Befragten (68 %), die ihre persönliche Sicherheit negativ bewerten, auch noch Sicherheitsprobleme hinzu.